Was war die Herausforderung?
HoFa und ReFa Azubis aus Ägypten, Spanien und Somalia - Im Hotel Wyndham Garden an der Ostsee werden seit 2013 junge Menschen aus Spanien, Ägypten und Somalia erfolgreich zu zukünftigen Fachkräften der Branche ausgebildet.
Das Wellness und Business Hotel Wyndham Garden mit seinen 177 Zimmern befindet sich in der Nähe der Ostsee unmittelbar bei Wismar und beschäftigt über 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
© Wyndham Garden Wismar
Als Marco Engbertz im April 2015 das Amt des General Managers übernahm, traf er auf ein multikulturelles Mitarbeiterteam mit einer Azubi-Gruppe aus Indien, Ägypten, Spanien, Portugal und Somalia. Unter ihnen eine junge Somali, die 2010 mit nur 20 Jahren alleine als Flüchtling nach Deutschland gekommen war. Zaituni war die erste aus dem Kreis der Flüchtlinge, die im Hotel mit ihrer Ausbildung als ReFa startete. Die Erfahrungen mit ihr sind rundum positiv. „Zaituni ist eine bemerkenswerte, ehrgeizige und sehr disziplinierte Mitarbeiterin, deren persönlicher Anspruch an die eigenen beruflichen und schulischen Leistungen sehr hoch ist,“ beschreibt sie der Hoteldirektor. Sie nimmt die Ausbildung enorm ernst und will auch nie nur einen Tag Berufsschule verpassen.
In Zeiten des Nachwuchs- und Fachkräftemangels und einer steigenden Zahl von Flüchtlingen in Deutschland wollte Herr Engbertz offen sein. Er wollte Menschen aus fremden Ländern eine Chance und Perspektive geben. Vielleicht wollte er in der Region auch ein Vorreiter sein. Leider – gibt er zu – war es dann besonders enttäuschend zu sehen, dass es in einigen Fällen einfach nicht klappen wollte und die Ausbildung abgebrochen wurde. Die Gründe hierfür sind vielfältig, oft sehr individuell, und eine Generalisierung ist sicherlich falsch.
Umso mehr freut er sich über zwei besondere Erfolgsgeschichten in seinem Haus, zu denen auch die somalische Restaurantfachfrau im dritten Lehrjahr zählt. Die zweite Person ist eine spanische HoFa-Auszubildende. „Seitdem sie an der Rezeption im engen Gästekontakt arbeitet, ist sie quasi aufgeblüht. Sie ist unwahrscheinlich motiviert, lernt schnell und entwickelt sich rasant weiter. Hier hatten wir Glück und haben es geschafft, die Potenziale der jungen Frau aus Spanien zu erkennen und zu entfalten“ erklärt Herr Engbertz.
Was wurde wie gemacht?
Vermittelt wurden die beiden Auszubildenden über das Projekt NAF Plus und MobiPro. Über NAF Plus wurde Zaituni im Frühjahr 2013 ein 4-wöchiges Praktikum im Hotel ermöglicht. Für sie war der Einstieg in den Berufsalltag schwierig, erzählt sie. „Alles war neu. Ich hatte vorher noch nie in Deutschland gearbeitet. Ich konnte nur wenig Deutsch, hatte kein Konto und hatte noch nie einen Arbeitsvertrag unterschrieben. Die Arbeitsstelle, der Betrieb, die Sprache, die Kollegen – alles war neu.“ Natürlich kam es untereinander an der einen oder anderen Stelle zu Konflikten, die aber im Team schnell beigelegt werden konnten. Zaitoni spricht sehr positiv über ihren Ausbildungsplatz, ihre Kolleginnen und Kollegen und das Projekt NAF Plus, von dem sie sehr viel Unterstützung erhalten hat.
Um im betrieblichen Alltag und natürlich auch im Umgang mit den Gästen erfolgreich bestehen zu können, sind gute Deutschkenntnisse das A und O. Sowohl Herr Engbertz als auch seine Ausbilderin achten darauf, dass die Azubis untereinander Deutsch sprechen. Dass stets deutlich und etwas lauter gesprochen wird und auch Dinge zwei oder drei Mal wiederholt werden müssen, gehört einfach dazu. Für das Team im Wyndham Garden ist das schon ganz normal geworden. Bei der Dienstplangestaltung werden freie Zeiten für Deutschkurse natürlich berücksichtigt.
Ausbildung mit Qualität wird sehr ernst genommen. Um die ausländischen und auch deutschen Auszubildenden zu unterstützen, gehören enge Abstimmungen mit der Berufsschule und eine praktische Anwendung des Lernstoffs im Betrieb selbstverständlich zum Ausbildungsalltag. „Der Lernstoff wird hier nachgeholt“ erklärt der Hoteldirektor. „Es ist doch für die Azubis und uns gleichermaßen frustrierend, wenn den ganzen Tag nur Gläser poliert werden. Wer motiviert ist und etwas lernen will, hat bei uns alle Möglichkeiten dazu.“
Was konnte erreicht werden?
Was können andere davon lernen?
Anderen Hoteliers und Gastronomen, die sich für Ausbildungsmöglichkeiten für Flüchtlinge interessieren, rät Herr Engbertz auf drei wesentliche Faktoren zu achten:
Auch wenn die Arbeit mit ausländischen Auszubildenden mit einer Reihe von Herausforderungen verknüpft ist, zieht Herr Engbertz eine positive Bilanz. Er ergänzt, dass er und sein Team auf jeden Fall „das lächelnde Gesicht bei denen haben, bei denen es funktioniert“.
Auch Zaituni hat einen eindeutigen Rat für Flüchtlinge, die in Deutschland eine Ausbildung beginnen möchten. „Kämpfen und durchhalten muss man. Gerade in der Berufsschule. Egal wie schwierig das ist. Man muss sein Ziel immer vor Augen haben. Wenn man etwas lernen und erreichen will, gilt dies für jede Ausbildung, egal in welchem Beruf.“
Für die Frau aus Somalia ist klar, welchen Mehrwert eine abgeschlossene Berufsausbildung hat und dass ihr nach der Ausbildung die Türen in der Hotellerie offen stehen. Und weiter berichtet sie: „Die Arbeit im Hotel und mit den Gästen macht mir sehr viel Spaß. Mich freut immer besonders, wenn Gäste interessiert auf mich zukommen und fragen, wie ich nach Deutschland gekommen bin und wie es mir hier gefällt. Da ich hier im Hotel die einzige farbige Mitarbeiterin bin, falle ich auf. Das weiß ich.“
Betrieb: Wyndham Garden Wismar Hotel
Betriebsgröße: KMU – 50-100 Mitarbeiter
Ansprechpartner: Marco Engbertz
Funktion: General Manager
Webadresse: www.wyndhamgardenwismar.com