Guter Gastgeber - Guter Arbeitgeber

Fachkräftesicherung und Förderung guter Arbeitsbedingungen in Hotellerie und Gastronomie

Best Western Seehotel Frankenhorst

AUSGANGSLAGE

Was war die Herausforderung?

Seit Jahren nur ganzjährige Beschäftigung: Um alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den ruhigen Wintermonaten beschäftigen und an das Unternehmen binden zu können, nimmt das Best Western Seehotel Frankenhorst in Schwerin ganz bewusst Minusstunden in Kauf.

Das Best Western Seehotel Frankenhorst liegt direkt am See, umgeben von einer großen Parkanlage in Schwerin. Mitten im Grünen, mit Bootsanleger, Restaurant im Bootshaus und einem großen Wellnessbereich, ist das Seehotel besonders in den Sommermonaten ein beliebter Ort für Firmentagungen und Festivitäten aller Art. Hier arbeiten 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Seit 2015 wird die Arbeitszeit jedes Beschäftigten erfasst. Um gemeinsam mit dem ganzen Team über den Winter zu kommen, häufen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den ruhigeren Monaten Minusstunden an. Das finanzielle Risiko hierfür liegt beim Hotel. „Kündigt ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, bleiben wir leider auf den Minusstunden und dem auszubezahlenden Resturlaubsanspruch sitzen. Das ist schon vorgekommen,“ erklärt Hoteldirektorin Frau Schmidt. Trotzdem betont sie, dass es in ihrem Haus immer schon ausschließlich ganzjährige Beschäftigungsverhältnisse gab. „Ich würde niemals das Risiko eingehen und meine gut eingearbeiteten Mitarbeiter in den Wintermonaten auf den Arbeitsmarkt geben. Bei dem Fachkräftemangel in Mecklenburg-Vorpommern sind gute Leute sofort weg. Wahrscheinlich kehren sie der Branche sogar für immer den Rücken zu“ gibt sie zu bedenken.  

Für sie stehen Beständigkeit im Team, in den Arbeitsprozessen und natürlich Qualität im Vordergrund. „Es ist doch schön, wenn unsere Stammgäste persönlich von langjährigen Mitarbeitern begrüßt werden. Das fördert noch zusätzlich die Kundenbindung“ betont sie.

Frau Schmidt investiert sehr viel in ihre Beschäftigten. Mitarbeiterbindung ist ihr enorm wichtig. Zu den regelmäßigen Aktivitäten gehören Betriebsausflüge mit Übernachtung in Partnerhotels in Hamburg, kombiniert mit einem Musicalbesuch, Mitarbeiteressen und die Möglichkeit, nach spätem Dienstschluss vor Ort zu übernachten oder das hoteleigenen Auto zu nutzen. Für besonderes Engagement, Geburtstage oder Jubiläen gibt es die Mitarbeiterkarte. Mitarbeiter sammeln Punkte und lösen diese in einer Auswahl von Shops ein. All das gehört zum Arbeiten im Seehotel dazu.

Fluktuation gibt es kaum. Darauf ist Frau Schmidt stolz. Auf Teamleiterebene kann sie schon seit vielen Jahren auf ihre Leute zählen. Dass gerade junge Menschen nach der Ausbildung auf dem Land Großstadtluft schnuppern wollen, kann sie gut verstehen. Gerne unterstützt sie und vermittelt Jobs in Hotels in Hamburg. „Für uns ist es besonders schön, wenn ein ehemaliger Mitarbeiter nach Jahren in Hamburg zurückkommt, und zwar mit der bewussten Entscheidung, im Schweriner Umland in Mecklenburg-Vorpommern eine Familie zu gründen und sesshaft zu werden. Wir begrüßen jeden herzlich. Im Seehotel stehen ihm selbstverständlich alle Türen offen,“ berichtet Frau Schmidt. 

Möglichkeiten, im Einklang mit Familie und Beruf zu sein, bietet das Hotel viele. Flexible Arbeitszeiten oder der oft von Müttern bevorzugte Frühdienst von 6 Uhr bis 12 Uhr stehen auf dem Programm. Gemeinsam zu schauen, wo die jeweiligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am besten aufgehoben sind, ist das Ziel. Und das funktioniert auch sehr gut.

AKTIVITÄTEN

Was wurde wie gemacht?

Im Seehotel Frankenhorst sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit vielen Jahren unbefristet und ganzjährig angestellt. Über Arbeitszeitkonten erfasst jeder im Team seine / ihre Arbeitszeit – auch Minusstunden. Dass jemand über die ruhigen Wintermonate hinweg 100 bis 200 Minusstunden anhäuft, ist nichts Außergewöhnliches. Um ganzjährige Beschäftigungsverhältnisse anbieten zu können, nimmt die Hotelleitung bewusst Minusstunden in Kauf.

„Wir sind hier gemeinsam durch einen Erziehungs- und Lernprozess gegangen. Nach einigen Startschwierigkeiten funktioniert die Stundenerfassung, das Schreiben der Dienstpläne und das Nachhalten sowie die Urlaubsplanung sehr gut,“ fasst Frau Schmidt zusammen. Positiv ist auch, dass Aufgabenbereiche und Kompetenzen in den Teams besser koordiniert und geteilt werden. Jeder kann und macht jetzt alles.

Ein Punkt ist und bleibt für Frau Schmidt weiterhin problematisch: die Arbeitszeiten und Dienstplangestaltung im Sommer. In diesem Jahr ist das Seehotel offiziell kein Saisonbetrieb mehr. Das heißt, Ausnahmeregelungen für längere Arbeitszeiten, die 10 Stunden in der Hochsaison überschreiten, sind passé. Schnell wurde klar, dass viele Mitarbeiter an fünf Tagen in der Woche lieber viel arbeiten anstatt an sechs Tagen weniger.

ERGEBNISSE

Was konnte erreicht werden?

  • Unbefristete, ganzjährige Arbeitsverträge für die gesamte Belegschaft trotz ruhiger Wintermonate.
  • Kontinuierliche Arbeitszeiterfassung: in den Wintermonaten sammeln Mitarbeiter Minusstunden.
  • Das Unternehmen trägt das finanzielle Risiko für Minusstunden und ggf. auszubezahlenden Urlaub, falls ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt.
  • Gute Organisationsstrukturen und effektive Aufgabenteilung innerhalb der Teams
  • Erfolgreiche Mitarbeiterbindung, geringe Fluktuation in der Belegschaft

ERFOLGSFAKTOREN

Was können andere davon lernen?

Die Zeiterfassung brachte Verwaltungsaufwand, aber gleichzeitig auch Transparenz. Dies begrüßt Frau Schmidt ausdrücklich. Positiv bewertet sie den bewussten Umgang mit Arbeitszeit und Freizeit und die effektive Aufgabenteilung innerhalb der Teams.

Anderen Hoteliers und Gastronomen in Mecklenburg-Vorpommern empfiehlt sie, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dringend in der saisonschwachen Zeit an das Unternehmen zu binden. Das kann über neue Aufgabenzuschnitte, Qualifizierungen oder über zeitlich befristete Teilzeitregelungen im Winter erfolgen. Möglichkeiten gibt es immer. In Zeiten des Fachkräftemangels in Mecklenburg-Vorpommer müssen neue Wege gefunden werden.

Kritisch sieht sie allerdings die Folgen der Zeiterfassungspflicht für ihre Branche im Bundesland, jedenfalls wenn ein Unternehmen kein anerkannter Saisonbetrieb ist. Diverse Hotels in Mecklenburg-Vorpommern haben ihr Geschäftsmodell in der Hochsaison wegen der Zeiterfassungspflicht umgestellt und ihr Angebot zurückgefahren. Es werden weniger Großveranstaltungen wie Hochzeitsfeiern oder Sommerfeste angenommen, mittags und nachmittags gibt es neuerdings in Hotels und Restaurants an der Ostseeküste Schließzeiten. Für Frau Schmidt ist klar: für die Branche in Mecklenburg-Vorpommern muss langfristig eine Ausnahmeregelung gefunden werden.  

 

Betrieb: Seehotel Frankenhorst Best Western Schwerin

Betriebsgröße: 40 Mitarbeiter/-innen

Ansprechpartnerin: Petra Schmidt

Funktion: Hoteldirektorin

Webadresse: www.seehotelfrankenhorst-schwerin.de